Gänsefraß in Ostfriesland kein Thema für Hannover

On 17. Oktober 2014

Hillgriet Eilers, FDP-Landtagsabgeordnete und Emder RatsmitgliedUnsere Region hat ein großes Gänseproblem – die Überpopulation frisst Felder und Weiden leer und verdrängen andere Tiere wie zum Beispiel die Fasane. Auch die Wiesenbrüter haben keine Chance mehr, für eigenen Nachwuchs zu sorgen. Dazu werden die Weiden, auf denen die Gänse sich niederlassen, massiv überdüngt. Wer in Ostfriesland lebt, weiß, dass hier etwas geschehen muss, denn die Gänse bedrohen sogar Existenzen. Tausende von Vögeln lassen sich auf dem Grünland oder auf Getreidefeldern nieder, um sich am gedeckten Tisch sattzufressen. Von den Landwirten wird erwartet, dass sie (sofern sie nicht im Vertragsnaturschutz sind), die Schäden aus eigener Tasche zahlen. Es ist klar: die Jagd kann hier nicht mehr regulieren, aber sie könnte einen kleinen Beitrag leisten.    Eine Bejagung der Gänse aber ist nicht ohne weiteres möglich, denn hier gelten strenge, den lokalen Gegebenheiten oft nicht entsprechende Regeln. Die Landesregierung hat erst kürzlich dafür gesorgt, dass die Möglichkeiten der Bejagung von Gänsen weiter eingeschränkt werden.

Das Umweltministerium in Hannover aber interessieren die Probleme unserer Region wohl nicht allzu sehr, das musste ich am Mittwochabend bei der Jahreshauptversammlung des Vereins „Gänsemarsch“ im Hotel Novum in Hinte feststellen. Die in diesem Verein organisierten Landwirte und Jäger hatten das Ministerium immer wieder um ein Gespräch gebeten, und das Ministerium hatte nach langen Monaten zugesagt. Man wollte aber anstatt des Ministers Stefan Wenzel (Grüne) die Staatssekretärin Almut Kottwitz (Grüne) zu der Veranstaltung schicken. Das ist okay, denn eine Staatssekretärin ist in der Regel gut informiert und kann verlässliche politische Aussagen machen.

Nordische Gastvögel wie die Bläßgans sorgen in Ostfriesland für massive Schäden - Foto: Andreas Trepte, www.photo-natur.de

Nordische Gastvögel wie die Bläßgans sorgen in Ostfriesland für massive Schäden – Foto: Andreas Trepte, www.photo-natur.de

Was am Mittwochmorgen aber passierte, ist ein deutlicher Beleg dafür, welchen Stellenwert die Probleme der Landwirte in Ostfriesland in Hannover haben. Der große Kreis der Landwirte wartete umsonst –  denn die Staatssekretärin sagte kurzfristig ab.  Als Vertretung schickte sie einen Mitarbeiter, der lediglich Altbekanntes wiederholte und keinerlei politische Aussagen machen konnte, weil er nach eigener Aussage vier Stufen unter der Staatssekretärin steht: „Ich bin ein ganz normaler Angestellter“, sagte er. Entsprechend schwach waren die Ergebnisse der Versammlung: Hannover will mal wieder auf Zeit spielen und bietet einen Arbeitskreis an mit dem gefälligen Neusprechnamen „Gänsemanagement“. Das aber ist angesichts der sich zuspitzenden Situation vor Ort keine Alternative mehr. Es muss etwas passieren, geredet wurde genug. Die fürs Handeln notwendigen Ergebnisse liegen längst vor, es besteht also keine Notwendigkeit für eine weitere Verzögerung.

Der Vorsitzende des Vereins „Gänsemarsch“, Albert Martens, brachte es auf den Punkt, als er sagte, dass die Situation längst außer Kontrolle geraten sei und man jetzt endlich Lösungsansätze erwarte und keine weiteren Vertröstungen. Und das ist auch meine Forderung an die Niedersächsische Landesregierung: Bewegt Euch! Nehmt unsere Sorgen und Probleme endlich ernst!

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