Sommertour: Miesmuschelfischer mit Problemen

On 27. Juli 2015

Mit dem Miesmuschelfest eröffnen die niedersächsischen Muschelfischer traditionell die Saison. Die Emder FDP-Landtagsabgeordnete Hillgriet Eilers nahm die Einladung gern an und informierte sich vor Ort umfassend über die Situation der Muschelfischer an der Nordseeküste.

Man nennt sie die Bauern der Meere, weil sie ebenso wie Landwirte „Felder“ bestellen und abernten. Aber das Brot der Miesmuschelfischer an der Nordseeküste wird immer härter verdient. Dafür sorgen unterschiedliche Faktoren, von denen die Fischer die wenigsten aktiv beeinflussen können.

Die FDP-Landtagsabgeordnete HIllgriet Eilers im Gespräch mit einem Miesmuschelfischer

An Bord erfuhr Hillgriet Eilers einiges über die Probleme der niedersächsischen Miesmuschelfischer

So werden die zur Verfügung stehenden Anbaugebiete für die Miesmuscheln stetig seltener. Potentielle Flächen werden oft aus unterschiedlichsten Gründen, zum Beispiel Naturschutz, für die Bewirtschaftung mit Miesmuscheln gesperrt, auch fegen Stürme wie zuletzt Bänke regelrecht leer. Ein weiterer Einfluss für das Zusammenschmelzen von „Ackerfläche“ liegt aber auch an Baumaßnahmen an der Küste – zumindest ist Manuela Gubernator, die Geschäftsführerin der niedersächsischen Muschelfischer, davon überzeugt. Auf dem Miesmuschelfest, dem traditionellen Beginn der Muschelsaison, sagte sie, dass ein Zusammenhäng zwischen dem Bau des Jade-Weser-Ports und dem Verschwinden der Muschelbänke durch geänderte Fließgeschwindigkeiten und -richtungen der Gewässer wahrscheinlich seien. Leider könne man diese Zusammenhänge nicht beweisen, und „einen Anspruch darauf, dass seine Muschelbänke nicht durch Baumaßnahmen veröden, hat der Muschelfischer eh nicht.“

Das ist eine der Langleinen, an deren Verlauf sich junge Miesmuscheln festsetzen. Nach etwa drei Monaten werden diese Muscheln geerntet und an ihr Ziel-Besatzgebiet gebracht. Dort wachsen sie weiter bis zur Ernte.

Das ist eine der Langleinen, an deren Verlauf sich junge Miesmuscheln festsetzen. Nach etwa drei Monaten werden diese Muscheln geerntet und an ihr Ziel-Besatzgebiet gebracht. Dort wachsen sie weiter bis zur Ernte.

Dabei ist der Beruf des Muschelfischers auch ohne äußere Einflüsse kompliziert genug. Weil sie auf Wildmuscheln nicht zugreifen dürfen, züchten die Fischer Besatzmuscheln an Langleinen, ernten diese im Alter von etwa drei Monaten ab und säen sie an anderer, geeigneter Stelle wieder aus. Sobald die Muscheln ausgewachsen sind, werden sie geerntet, und noch an Bord wird ungewollter Mitfang und Schlick ausgewaschen. Nach der Anladung werden die Muscheln küchenfertig vorbereitet.

Thimo Rosenboom ist Anfang 20 und Miesmuschelfischer. Bei einer Ausfahrt anlässlich des

Der Miesmuschelfischer Thimo Rosenboom erklärte den Gästen, was an Bord eines Miesmuschelkutters passiert

Der Miesmuschelfischer Thimo Rosenboom erklärte den Gästen, was an Bord eines Miesmuschelkutters passiert

Miesmuschelfests erklärte er den Gästen gern die Abläufe an Bord. Rosenboom stammt aus Hooksiel und hatte sich während eines Praktikums für den Beruf des Muschelfischers begeistert. „Es gibt immer etwas zu tun“, weiß Rosenboom. Denn um einen Ertrag zu erhalten, von dem die Fischer leben können, müssen die wenigen zur Verfügung stehenden Fanggebiete optimal gepflegt und genutzt werden. Das erfordert oftmals lange Fahrten und ausgiebige Arbeiten vor Ort. Außerdem bleiben die Langleinen nicht durchgehend im Wasser – zum Winter werden sie an Land gebracht und bis zum Frühjahr gelagert.

Seit kurzem sind die Fangmethoden der deutschen Miesmuschelfischer MSC-zertifiziert. „Das Qualitätssiegel zeigt, dass wir uns umweltverantwortlich verhalten und der Miesmuschelfang keine Schäden an der Natur verursacht“, führte Geschäftsführerin Gubernator aus. Das MSC-Siegel ist mittlerweile eine Voraussetzung dafür, dass Fische und Meeresfrüchte im deutschen Einzelhandel präsentiert werden.

Ebenfalls erschienen auf dem offiziellen Sommertour-Blog

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